Freitag, 13. Mai 2016

Bretonische Sauna

Richtung Cancale wurde die Landschaft etwas abwechslungsreicher. Dies machte sich mir insbesondere in den zu überwindenden Höhenmetern bemerkbar. Der Fussweg ähnelte Wanderwgen über Wiesen und durch Wälder bei uns, nur dass ich rechterhand immer das Meer im Blick und dessen Rauschen im Ohr hatte.
Der Regen wurde penetranter und wollte nicht mehr aufhören. So habe ich erstmals meinen Regenüberwurf für Mensch und Rucksack montiert. Das dauerte ein Weile, bis ich den Rucksack endlich auch " im Zelt" hatte.
Es wurde warm unter der Pelerine (kommt dieses Wort ev. vom französischen Wort "pélerin" [Pilger]?) und auch feucht. Das muss eine bretonische Sauna sein!

In meiner knallroten zweimanszeltgrossen Pelerine näherte ich mich der Hochburg der Austern: Cancale.


In Cancale bin ich um die Mittagszeit an gefühlten hundert Austern-Restaurants vorbei-flaniert, auf mein rotes Cape waren mindestens ebensoviele neugierige Augenpaare aus dem trockenen Innern gerichtet.
Nein, ich habe immer noch keine Austern probiert...

Da diese 2. Etappe lang werden wird, habe ich mich wandernd verpflegt: rein in den Carrefour (immer noch im roten Sauna-Zelt), durch die Gänge marschiert, Wasser- und Apfel-Vorrat aufgefüllt und ein Sandwich ergriffen, tropfend an der Kasse bezahlt und weiter gehts.

Ausgangs Cancale habe ich eines dieser Schwimmbecken gesehen, in welchen man auch bei Ebbe "im Meer" baden kann, auch wenn das Meer hunderte von Metern weiter draussen ist:
So langsam wurde mir etwas bewusst: der bretonischen Küste entlangwandern ist alles andere als flachwandern... Zu jeder Bucht (es hat viele Buchten) steigt man runter und dann wieder hoch. Manchmal hat es Treppenstufen, manchmal einnern die Wege an unsere Bergwanderwege. Glücklicherweise hat der Regen etwas nachgelassen resp. einen Moment ganz aufgehört, so dass ich mich der bretonischen Saune entledigen konnte. Geschwitzt habe ich auch ohne Pelerine... Langsam spürte ich auch Beine und Rücken; bis Cancale waren es bereits 13 Kilometer. Dass dues noch nicht die Hälfte war wurde mir mehr und mehr bewusst...

Aus dem Windschatten der Ostseite dieser Halbinsel hinauskommend erreichte ich endlich den Pointe du Grouin. Autos und Camper spuckten die Touristen aus, deren Durchschnittsalter ich wohl deutlich nach unten korrigiert hätte. Gut eingepackt (ich sah sogar Handschuhe...) waren sie allesamt; Ist ja klar, kamen sie doch direkt aus ihren geheizten Fahrzeugen oder vielleicht aus dem warmen Touristen-Kaffee.

Der Pointe de Grouin ist geschafft, im Hintergrund die noch vor mir liegende Strecke auf der Westseite. Eigentlich war ich schon ziemlich auf den Felgen, aber es fehlten einige Kilometer...

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